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blinder Passagier im arlberg - express" tickt der Streckenfernschreiber
zwischen Wien und Salzburg - - -
Der junge Wiener Musiker Leitner ist aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt.
Er findet seine Angehörigen ausgebombt und verarmt vor und hat keine
Möglichkeit, in seinem Beruf als Musiker Arbeit zu finden, da ihm Geige
und Frack fehlen.
Hans Leitner versucht, als blinder Passagier in die Schweiz zu kommen. Er
glaubt, der wertvolle Schmuck , den er in einer Aktentasche am Bahndamm fand,
könne ihm helfen, eine neue Existenz aufzubauen.
Mit dem Schmuck hat er schon viel Ärger und Aufregungen gehabt. Eigentlich
möchte er ihn abliefern, denn Hans Leitner ist stets ehrlich gewesen,
aber andererseits plagt ihn der Hunger, tagelang schon hat er nichts zu essen
gehabt.
Auf der Pfandleihe, wo er ein wertvolles Stück beleihen lassen will,
um wenigstens etwas Geld zu bekommen, sieht er den Fahndungsaufruf der Polizeidirektion
Wien nach diesem Schmuck, der einen Wert von 1 Million Schilling hat und in
Budapest gestohlen wurde. Durch Flucht entgeht Leitner gerade noch der Verhaftung
durch die Polizei, die der In-haber der Pfandleihe telefonisch herbeiruft
. . .
Hans besucht einen ehemaligen Kriegskameraden, den Flori, der jetzt Kellner
im Café "Mondschein" ist, einer übelbeleumdeten Kneipe,
in der die Schwarzhändler zuhause sind.
Flori sieht den Schmuck in der Aktentasche, bietet dem wohnungslosen Hans
- angeblich aus Freundschaft - Nachtquartier an, aber schon mit dem Hintergedanken,
ihn zu be-rauben.
Die Kellnerin Christl, ein hübsches und ehrliches Mädchen, warnt
und rettet ihn davor.
Aber der gauner Flori bleibt ihn auf den Fersen, um sich mit allen Mitteln
in den Besitz des Schmuckes zu setzen.
Nach vielen aufregenden Erlebnissen gelingt es Hans und Christl doch, den
Verbrecher irrezuführen, indem sich Hans als blinder Passagier im Arlberg
- Express verbirgt . . .
Während der Zug durch die herrliche Bergwelt der Alpen braust, hat der
blinde Passagier Hans Leitner neue aufregende Situationen zu meistern. Ein
Reisender, der Hilfsbereit-schaft vortäuscht und dem sich Hans danach
anvertraut, nutzt die Zwangslage des Flüch-tigen aus und läßt
ihn durch das Zugpersonal festnehmen, um sich selbst in den Besitz des Schmuckes
zu bringen. Jetzt taucht Flori wieder auf, der Hans´Spur nicht verloren
hat. Nach den dramatischen und spannenden Erlebnissen springt Hans, der die
Akten-tasche wieder an sich genommen hat, aus dem mit voller Geschwindigkeit
fahrenden Zug . . .
Vom Lehrer eines kleinen Dorfes in Tirol wird Hans, der sich beim Absprung
schwer ver-letzt hat, gepflegt. In dem alten Geigenbauer Tschurtschentaler
findet er einen Freund und Helfer, der es ihm auch ermöglicht, wieder
auf einer Geige zu üben und ihm schließ-lich sogar ein kostbares
Instrument schenkt.
Christl kommt aus Wien, um Hans zurückzuholen. Glücklich fahren
sie zusammen heim. Jetzt findet Hans auch ein Engagement an der Oper.
Der Schmuck aber, der eine so verhängnisvolle Rolle spielte, und endlich
von Schulkindern der Polizei übergeben wird, erweist sich als falsch
und ist nur ein Glied in der Kette eines großangelegten internationalen
Versicherungsschwindel.
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Mit
dem "Arlberg - Express" ins Traumland
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Der
"Arlberg - Express" ist der erste Film der österreichischen Nachkriegsproduktion,
der jetzt auch zu uns in die DDR kommt und in den Filmtheatern läuft. Man
ist immer ver-sucht, von einem ausländischen Film auf die gesamte Filmproduktion
des jeweiligen Landes zu schließen und damit nicht nur die Entwicklung
des Films in dem betreffenden Lande, sondern auch auf dessen gesellschaftliche
Entwicklung.
Wenn man die österreichische Filmproduktion nach dem Kriege betrachtet,
so sehen wir eine ähnliche Entwicklung oder vielmehr Nichtentwicklung
des Films, wie wir sie in West-berlin und Westdeutschland haben. Es ist
eine Tatsache, dass vorerst einmal laufen, aus den USA importiert werden
müssen. Dasselbe gilt für Österreich. Der österreichische
Filmmarkt ist weiterhin, genau wie der westdeutsche, zersplittert und in
ewiger Ab-hängigkeit von Geldgebern, denen das Wort "Film"
nur Profit und Geschäft bedeutet. So ist es auch kein Wunder, dass
hier wie dort nur Filme produziert werden, die von vorn-herein einen sogenannten
"Kassenschlager" bedeuten. Filme also, die entweder sich in den
Bahnen von mehr oder weniger "offenen" Revuesszenen und Pinup
- Girls, also in der Erotik bewegen, oder den Inhalt vollgepfropft ist mit
Morden, Raubüberfällen und anderen Verbrechen. All diese Dinge
hat man ja vom großen "Bruder", der dem ame-rikanischen
Hollywood - Produzenten, gelernt. Für den geringsten Versuch, eine
fort-schrittliche Idee einzuschmuggeln, werden Drehbuchverfasser und Regisseure
rück-sichtslos verfolgt. So hat bekanntlich das Hollywood - Studio
"Monogram" die Auf-nahmen zu einem Hiawatha - Film abgebrochen,
weil man in dem Versuch dieses In-dianerführers, zwischen den sich
befeindeten Indianerstämmen Frieden zu stiften, "Spuren der kommunistischen
Gefahr" erblickte. - Aber zurück nach Österreich. Hier macht
man die Filme ganz auf "weanerische" Gemütlichkeit mit der
unumgänglichen Kaffeehausromantik, mit Liebe, Tragik, Tränen,
Verzicht und am Schluß denn doch noch rasch ein "happy - end".
Vielleicht wird dieser oder jener unserer Filmbesucher sagen, dass der "Arlberg
- Express," ja nun tatsächlich keine Toten am laufenden Band,
weder Revolverhelden noch Nackttänzerinnen oder obszöne Szenen
zeigt. Der junge Hans Leit-ner, der Held des Films, ist doch ein Mensch,
der all die Dinge, die er erlebt, natürlich und "realistisch"
erlebt. Ist es aber wirklich so? - Überlegen wir uns doch einmal den
Inhalt dieses Kriminalfilms und stellen wir dagegen die Handlung, sagen
wir, der DEFA - Filme "Affäre Blum" oder "Zugverkehr
unregelmäßig" . Auf beiden Seiten haben wir span-nende Filme.
Es sind alles Kriminalfilme und doch sind sie sehr unterschiedlich. Und
der "Arlberg - Express"? Man müßte als Filmbesucher
wirklich darüber nachdenken, ob es soviel Zufälle, soviel Glück
und soviel Glück im "Unglück" überhaupt jemals
geben kann, wie dieser junge Hans Leitner uns auf der Leinwand verzaubert.
Wir müßten all dies einmal überlegen und uns dann die Frage
stellen, ob wir es nicht doch vorziehen sollen, Filme zu sehen, die wirklichkeitsnah
sind. Filme, die echte Menschen unserer Zeit in der Auseinandersetzung mit
zeitnahen Problemen, also mit unseren, mit den Problemen der Filmbesucher,
zeigen. Und ich glaube, die Entscheidung zwischen der "Traumfabrik"
und einer lebensechten Problemschilderung dürfte keinem schwerfallen. |
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